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Schwarz-weiß und analog, Teil 308: Oberpleis im weichgezeichneten Mittelformat

Kentmere 100 120 #1, 3. Dezember 2024
  • Agfa Box (#2)
  • Entwicklung: Fomadon R 1+50, 15:00 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5, 4:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Es begab sich zu der Zeit, ungefähr damals, so vor etwa einem Jahr, als die $Kundschaft ihren Dachboden aufgelöst hat, weil sie langsam in das Alter kommt. Traurig, aber wahr. Eine Tatsache, der wir alle eines Tages ins Auge schauen müssen. Jedenfalls ist dabei eine weitere Agfa Synchro Box in meinen Besitz geraten. Eine recht gut erhaltene zudem. Das ändert nichts daran, dass diese "Kamera" die gleichen "Bilder" macht wie die erste, die auch alle schon sehr weich waren. Das liegt natürlich an diesem seltsamen Linseneintopf, den diese Geräte statt einem richtigen Objektiv haben. Zudem ist es nicht einfach, bei der relativ langen Brennweite einer Mittelformatkamera und dem riesigen Negativ, das am Ende da raus kommt, nicht zu verwackeln, besonders bei diesen scheinbar ewigen Belichtungszeiten, die diese Kamera hat. Also, die eine einzige. 1/30s. Bei ~100mm Brennweite eine Herausforderung.

Aber schauen wir uns doch einfach mal an, was ich an jenem recht sonnigen Dezembertag in Oberpleis so fotografiert habe. Da haben wir zuerst einmal die Kirche. Sehr verwackelt, das fängt ja gut an! Aber der Schatten auf dem Sockel des Kirchturms sieht dabei schon sehr spannend aus.

Das zweite Bild hingegen: Ziemlich krass, was so ein Weichzeichenfilter bei falscher Belichtung so alles ausmacht. Das Kreuz hinter der Kirche wirkt schon ziemlich krass, die Unschärfe rundherum, die durch die schlechte Linse (und ich glaube, dieses Exemplar einer Synchro Box ist auch leicht verstellt was die Schärfe angeht?) bewirkt wird, verpasst dem Bild eine gewisse Gruselstimmung, die man mit einer normalen Kamera gar nicht hin bekäme. ;-)


Bei dem folgenden Bild von der Kirche, wie sie von hinten aussieht, fällt direkt auf: So richtig scharf (wenn man das überhaupt so nennen will) ist es nur in der Mitte des Frames. Je weiter man zu den Rändern kommt, desto weichgezeichneter wird das Bild. Erstaunlich. Das andere Exemplar, das ich von C bekommen hatte, war nicht so unscharf. Im Gegenteil, da hatte ich teilweise richtig gute Bilder!

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was bei dem Bild mit der Laterne schief gelaufen ist, aber das ist irgendwie nur noch quadratisch brauchbar. Hatte ich da den Film nicht weit genug gedreht? Dann müsste da aber irgendwo ein Restbild von Doppelbelichtung auf einem der anderen sein. Ist es aber nicht. Oder habe ich die nicht in der richtigen Reihenfolge gescannt? Das könnte sein, das ist bestimmt das erste oder das letzte auf dem Film und die Hälfte ist im Klebestreifen des Papierrückens verschwunden. (So sieht das jedenfalls auf meinem unbearbeiteten Originalscan aus.) Keine Ahnung.


Je mehr Bilder ich mir anschaue, desto mehr habe ich den Eindruck, dass vielleicht auch die Andruckplatte nicht mehr richtig andrückt und der Film sich aufgewellt hat. Das würde einige der Unschärfen erklären, aber vielleicht auch, weshalb sich der Laternenmast da am rechten Rand so sehr durchbeult.

Das Bild vom Fachwerk neben der Kirche ist mit eines der Schärfsten. Nicht wirklich gut, aber immerhin wieder mit diesem leicht spooky feeling.


Der Kermit in seinem Wackelauto ist leider auch total verwackelt, was aber mehr an mir als an seinem Auto liegt. Schade, wäre nämlich ansonsten ein sehr interessantes Motiv geworden. Vielleicht ein bisschen viel Gebäude rechts. Das liegt aber an der Parallaxe, die man bei Sucherkameras ja immer einrechnen muss, und bei diesem Gerät ist das noch mal besonders schlimm, weil diese Sucherlinse so schrecklich verzerrt.

Von Seiten der Schärfe her ist das letzte Bild glaube ich tatsächlich das beste: Der bunte Bücherschrank im Dorf. Und ja, ich glaube, oben drückt die Platte nicht mehr richtig an, der Baum ist nämlich total unscharf. Trotzdem: Interessantes Foto.

Fazit: Wenn ich noch mal unbedingt mit einer Synchro Box fotografieren will, dann nehme ich die andere. Die hat deutlich bessere Bilder gemacht. Dieses hier ist dann leider eher das Vitrinenstück.

Schwarz-weiß und analog, Teil 307: Rheidt am Rhein

Foma 200 #12, November 2024
  • Nikon F801S, AF Nikkor 35-70mm f/2,8, Tamron 70-210mm f/4-5,6
  • Entwicklung: Entwicklung: D-76 Stock #1, 5:30 Minuten, 20°C, Adofix Plus #4 1+5, 4:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Nachdem ich meinen Bruder getroffen und den Vergrößere aus seinem Auto in meines umgeladen hatte, bin ich ein bisschen an den Rhein runter und habe mal geguckt, wie es da in Rheidt so aussieht. War hier noch nie. Und dabei hatte ich die 801 mit dem 35-70/2,8, sodass ich jetzt, ein gutes Jahr später, endlich mal die Bilder hier raus hauen kann. ;-)

Als erstes Mal haben wir zwei Ansichten vom modernen Kirchturm. (35-70mm, 1/125s, f/5,6. No. 1 @ ~40mm, No. 2 @35mm.) Ich weiß nicht, ob der Turm mir hinter den Bäumen besser gefällt, oder ob er freistehend mit all seinen Details besser wirkt. Beide Bilder sind nicht gerade, sodass ich hier auch nicht wirklich eine Unterscheidungsmöglichkeit habe. Die Wendeltreppe hat irgendwie ja schon was!

In der Stadt selber stand da noch dieser große Kran an einer der Baustellen. (35-70mm @ ~40mm, 1/125s, f/8.) Mal ein für meine Verhältnisse schon sehr weit geschlossenes Bild, bei dem ich auf volle Schärfe vor dem einheitlichen Himmel abgezielt habe. Dabei ist der gar nicht so einheitlich, da sind schon einige Unterschiede in der Dichte der Wolken zu erkennen. Mistwetter! ;-)


An der großen Kirche unten am Rhein habe ich zwar eigentlich erst ein Überblicksfoto in der Totale gemacht, siehe unten, aber vom Bildformat passen die Gießkannen hier einfach besser hin. (35-70mm @ 35mm, 1/30s, f/4.) Sonst nehme ich f/4 ja, weil ich Bock drauf habe, hier ist es eher wegen der Dunkelheit in der Ecke. Bei Sonne hätte ich hier durchaus f/8 genommen. ABer auch so geht das ganz gut: Die Tülle vorne links ragt ein bisschen aus der Schärfe heraus, aber das fällt kaum auf. Ich muss echt mal mit Stativ in die Wildnis...... nein! ;-)

Das versprochene Bild der Kirche folgt. (35-70mm @ ~50mm, 1/60s, f/4.) Dunkel, dunkel. Ich vergess immer, wie dunkel der Herbst tatsächlich werden kann. Hier haben wir ein gutes Beispiel. Und wieder haben wir die Streifen der Lochung im Bild. Was zum ist das? Ist das noch einer der Filme, die ich gerührt statt geschüttelt habe? Ich denke doch eigentlich nicht. Oder ist der Foma 200 in D-76 besonders anfällig dafür? Kippe ich zu hektisch? Vibriert der Kühlschrank zu laut? Keine Ahnung.

Schauen wir uns eher mal den Herren am Kreuz genauer an, den ich auf dem Friedhof nebenan erwischt habe. (35-70mm @ 70mm, 1/250s, f/2,8.) Der Hintergrund könnte gerne weicher sein. Hier hat auf diese Entfernung Offenblende schon nichts mehr gebracht. Aber trotzdem gefällt mir das Bild eigentlich ganz gut. Ich hab halt so eine morbide Ader, dass mit s/w-Fotos von Grabsteinen immer gefallen. Liegt an mir, sorry! ;-)


Wenn wir schon dabei sind, die Leichenhalle ist direkt nebenan. Oder ist es doch nur der Geräteschuppen? (35-70mm @ 35mm, 1/60s, f/4.) Backsteine kommen auf s/w auch immer gut raus, finde ich. Mit dieser Frontalansicht und dem Mäuerchen als Flucht ist dieses Bild eigentlich ganz nett zusammenkomponiert. Im Himmel könnte mehr abgehen. Ansonsten: Fein.

Dann, nach verlassen der Umgebung um die Kirche: Weit offene Wippe am Wegesrand, wahrlich wohlig weich. (35-70mm @ 35mm, 1/60s, f/2,8.) Gefällige Unschärfe im Hintergrund, scharfes Motiv, eines der besseren Bilder auf diesem Film. Könnte ich mich auch man an einem Abzug versuchen.

Die Kirche noch mal im Rückblick. (35-70mm @ ~45mm, 1/125mm, f/4.) Ich habs nicht geschafft, das Ding zwischen Laterne und Schild positioniert zu bekommen und mich letztendlich dafür entschieden, die Laterne nach rechts zu nehmen und gezwungenermaßen das Schild vor die Kirche. Nicht optimal, aber da fällt es glaube ich am wenigsten auf, während die Laterne einen Kontrapunkt setzt. (Oho, falsch verwendete Fachausdrücke, meine Güte! ;-))


Am Horizont derweil, die Industrie: Mal ein etwas anderer Blick auf die Raffinerie, die ich sonst immer von meines Bruders Wohnort aus fotografiere. (35-70mm @ ~55mm, 1/250mm, f/4.) Hier merkt man dann so richtig, wie beschissen das Wetter an jenem Tag tatsächlich war: Die Suppe aus den Schornsteinen und Schloten und Kühltürmen steigt senkrecht auf, stößt auf die Inversionsschicht und zack: Kackwetter mit Abgasen! Voll Klasse für Umwelt und Gesundheit. Aber ich will ja nicht schon wieder den grünen Zeigefinger erheben. Sonst artet das hier wieder aus! Das will ja keiner! Ist auch nicht gut für Herz und Blutdruck, womit sich der Kreis schließt. ;-)

Machen wir weiter mit einem schiefen Rheinfoto, auf dem ein Schiff bergab fährt. (35-70mm @ ~40mm, 1/250s, f/4.) Ein weiteres Bild bei meiner Lieblingsblende. Ich mag f/4! Ich steh dazu, ich benutze die in den unpassendsten Situationen und schau mal, was passiert. Hier ist sie den Lichtverhältnissen angemessen, auch wenn eine mehr durchaus gegangen wäre. Der Deich im Hintergrund des Schiffes ist leider ein bisschen sehr dunkel und dem Schiff ein bisschen zu ähnlich, sodass sich der Kahn nicht so gut davon abhebt. Ansonsten: Dramatische Wolken. Ganz OK.


Für den Eichelhäher habe ich dann mal das Objektiv gewechselt. (70-210mm @ 210m, 1/250s, f/5,6.) Der sieht so aus, als wäre er gerade auf dem Sprung. Hopp, und weg war er! ;-) Aber erstaunlich, dass man auch mit dieser echt kurzen Brennweite Vögel jagen gehen kann. Setzt natürlich voraus, dass die genau so wenig scheu sind wie dieses Exemplar hier, dass es scheinbar gewohnt ist, dass unten auf dem Weg ständig Leute vorbeilaufen.

Noch mal ein Blick zurück und siehe da: Zwischen den Ästen der Gebüsche richten sich Kirche und Kran in einer Reihe aus. Praktisch. (70-210mm @ 210mm, 1/250mm, f/5,6.) Ja, das Objektiv ist am langen Ende ein bisschen unscharf, das hat man ja schon beim Vogel da oben gesehen. Aber für Film reicht es eigentlich. Wie gesagt, für 5 oder 10 Euro vom Flohmarkt: Völlig ausreichend. Wenn ich da damals das 50-Fache für bezahlt hätte: Hm, ich weiß nicht, ärgern würde man sich wahrscheinlich nicht, denn damals war man das so gewohnt. Die richtig guten Optiken kosten halt noch mal das Doppelte! Wie gesagt: Für das, was es ist: Befriedigendes Ergebnis.


Am Ende des Filmes wurde ich dann noch ein bisschen experimenteller: Ein bisschen Farbe auf Beton und schon habe ich ein Foto. Zwischen all den Nazi-Parolen gab mir das bunte Peace-Zeichen ein bisschen Hoffnung. (35-70mm @ 70mm, 1/60s, f/2,8.) Was bleibt einem in diesen schrecklichen Zeiten auch anderes übrig, als "Frieden" an die Wand zu schreiben? Nicht viel. Aber so habe ich immerhin ein Bild mit der Aussage, die ich gut finde, während den ganzen Rest des Weges entlang eigentlich nur ganz schlimme Sprüche standen. Die habe ich extra nicht fotografiert, aber ich hoffe, dass die mal im vergangenen Jahr wer weg gekärchert hat!

Und dann noch dieses Gesicht an der Bank entdeckt, das mich auch sehr angesprochen hat. (35-70mm @ 35mm Makro, 1/60s, f/4.) f/4 funktioniert hier, weil das Motiv ja eh mehr oder weniger flach ist, da steht kaum was aus der Fokusebene raus. Die Makro-Funktion dieses Objektivs ist tatsächlich sehr brauchbar. Leider hat der Film hier am Ende ein paar Kratzer abbekommen. Auch hier wieder: Ich habe den Eindruck, dass der Foma ganz besonders empfindlich ist. Schade eigentlich, ansonsten mag ich den ganz gerne.

So, das war das. Nächstes Mal ein paar Bilder aus Oberpleis, die ich mit einer Agfa-Box gemacht habe. Also eher was Experimentelles! ;-)