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Pilzige M42-Objektive von P.s Arbeitskollegen

Ich bin ja mittlerweile in der ganzen Gegend verschrien als der Typ, der alle alten Kamerateile und Objektivreste einsammelt und einer bestimmungsgemäßen Verwendung zuführt. Wie ich immer sage: Ich Schieße alles, was nicht schnell genug weggerollt ist. Und so kam es, dass der P mir letztens die übrig gebliebenen Objektive eines Arbeitskollegen angeboten hat, den ich gar nicht mal kenne. Ein Satz aus drei M42-Linsen aus den - schätzungsweise - 60er/70er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Sozusagen noch gute (ost-)deutsche Wertarbeit! Mit dabei dieser schicke Koffer und drei Blitzgeräte. Leider keine Kamera, aber man kann ja nicht alles auf einmal verlangen! ;-)


Ach ja, ein Neopan, abgelaufen 2003, war auch noch dabei, der ist nicht auf dem Foto gelandet. Ich gehe also mal davon aus, dass diese Sammlung die letzten 20 bis 25 Jahre in irgendeinem Keller geschlummert hat. Die Objektive sehen aber gut benutzt aus, die haben also ihren Lebenszweck durchaus erfüllt. Einige kleinere Putzspuren auf den Linsen sind erkennbar und leider auch eine ganze Menge Pilz. Deshalb kommen das ganze Konvolut zuerst einmal in Quarantäne, bis ich Zeit hatte, da ein bisschen mit dem guten alten Wasserstoffperoxid und ein wenig Isopropanol dran herum zu doktorn. Die ostdeutschen Objektive sind relativ einfach zu demontieren und zu säubern, bei dem westdeutschen Teil sehe ich da mehr Probleme. Das hat leider auch einen ganz fetten Kratzer auf der rückseitigen Linse, da es hier leider keinen Deckel mehr gibt und das Teil scheinbar öfter hin und her gerumpelt ist.

Aber kommen wir mal zu Details: Das erste Objektiv, das ich aus der kleinen Sammlung vorstellen will, ist ein relativ lichtschwaches Ennalyt 1:3,5/28mm. Was es an Lichtschwäche besitzt, macht es aber durch eine unglaublichen Fokuswurf wieder wett: Man kann den Forkusring an dieser Linse von Anschlag zu Anschlag fast 360° drehen. Bis runter auf 22cm lässt sich so fokussieren. Eindeutig ist dieses Teil für Nahaufnahmen konzipiert. Oder auch nicht? Es hat jedenfalls eine sehr spannende Blendenkonstruktion, so eine Art Semi-Autokatik, wie ich sie zB vom Helios 44 kenne: An dem einen Ring lässt sich einstellen, wie weit man die Blende schließen möchte, am zweiten Ring schließt man sie tatsächlich. Das erleichtert Offenblendenmessungen (helleres Sucherbild), man kann aber trotzdem mit einem Handgriff auf den gewünschten Wert abblenden und muss dafür nicht mehr die Kamera vom Auge nehmen. Das Prinzip war recht verbreitet, bevor die M42-Automatik-Objektive eingeführt wurden, die mit dem Pin auf der Rückseite, der ein automatisches Abblenden ermöglicht.


Der Zustand ist befriedigend. Im Gegensatz zu den anderen beiden Objektiven scheint sich hier der Pilz noch nicht ausgebreitet zu haben. Dafür aber dieser fette Kratzer auf der hinteren Linse, der bestimmt einiges an Kontrast kosten wird. (Schärfe sollte nach meiner Erfahrung davon nur kaum beeinflusst werden.) Was mich erstaunt ist das Gewicht, das deutlich unter dem der beiden ostdeutschen Modelle liegt. Hier wurde scheinbar bereits in den frühen 1960ern mit Kunststoffen gearbeitet. (Ein genaues Datum für dieses Objektiv konnte ich leider trotz längerer Suche nicht finden. Enna München war aber besonders in den 1950er und 60er Jahren aktiv.) Die Blende ist übrigens ohne Klick, was ich erstaunlich finde. Aber durch den beschriebenen zweiten Ring ist das wahrscheinlich auch nicht nötig, man muss ja nicht unbedingt Klicks zählen, um zur richtigen Blende zu kommen.

Die Bewertungen, die ich zu diesem Objektiv im Internet gefunden habe, sind eher mäßig. Ich erwarte hier also keine Wunder, aber trotzdem nett für die Sammlung. Aber bei so einem alten Stück ist es glaube ich auch etwas zu viel erwartet, wenn man es mit modernen Objektiven vergleicht. Weitwinkel auf Kleinbildfilm war damals ja auch noch in den Kinderschuhen.

Apropos: Das zweite Weitwinkel in dem Set ist ein ostdeutsches Pentacon electric 2.8/29. 29mm sind eine eher ungewöhnliche Brennweite, aber hey, wenn die damals meinten, dass man sowas braucht. Wie gesagt, der Markt war damals noch mehr im Fluss und die einzelnen Brennweiten hatten sich noch nicht so deutlich ausdifferenziert. Dieses Glas ist schon ein ganzes Stück lichtstärker als das Enna, aber ist es dadurch auch besser? Es besitzt auf jeden Fall schon mal den besagten Pin an der Rückseite, sodass es sich automatisch abblenden lässt, wenn die Kamera auslöst. Dementsprechend ist auch der Blendenring geklickt. Wo sich das Enna nur bis f/16 schließen lässt, geht dieses hier eine Blende weiter bis f/22. Und das Gewicht deutet darauf hin, dass hier einiges mehr an Metall drin steckt. Oder sehr viel mehr Glas. Aber ich tippe auf ersteres, denn es liegt sehr schön in der Hand und macht einen recht wertigen Eindruck. Komplettiert wird dieser Eindruck durch einen zusätzlichen Abblendknopf an der Seite, um eine Vorschau im Sucher zu ermöglichen, wenn die eingesetzte Kamera dies nicht von sich aus unterstützt. (Ich kenne mich mit den frühen Pentacons nicht so aus: Hatten die keine Abblendtaste?)


Der Zustand ist OK, wenn man ma vom leichten Linsenpilz absieht. Dieser scheint sich bisher aber nur an den Linsenrändern ausgebreitet zu haben. Ich erwarte nach der Reinigung also keine größere Beeinträchtigung des Bildes. Auch hier schätze ich das Alter auf gut 50 Jahre, da es scheinbar viel benutzt wurde und entsprechend etwas abgeschrubbelt daher kommt, aber die Putz-Kratzer auf der Frontlinse halten sich in Grenzen, hinten sieht es gut aus. Ich kann mich aber auch täuschen, denn scheinbar wurde dieses Modell ab 1971 bis zur Wende gebaut, wenn man dem Internet glauben darf. Das wären erstaunliche 20 Jahre Produktionszeitraum. Ja, wenn die im Ostblock einmal ein funktionierendes Design hatten, wurde da selten noch nachträglich was dran geändert.

Die Reviews, die ich im Netz finde, gehen mit diesem Objektiv relativ harsch um, finde ich. Wenn es stimmt, dass das Teil bis '91 gebaut wurde, mag das stimmen, aber bei einem Desgin aus den späten 1960ern sollte man immer mit gewissen Abstrichen rechnen. Hier bin ich auf jeden Fall mal auf Testbilder gespannt.

Zu guter Letzt noch das Oreston 1.8/50. Dieses 50mm Normalobjektiv hat leider am stärksten gelitten: Lange Pilzfäden ziehen sich durch den ganzen Tubus und über alle Linsen. Hier, fürchte ich, wird eine einfache Reinigung nicht mehr viel ausrichten können, denn die Beschichtung sieht schon ein ganz klein wenig angefressen aus. Aber wir werden sehen. Das Teil ist ansonsten bis auf die auch hier vorhandene Abblendtaste funktionstüchtig. Ob ich die repariert bekomme - oder es überhaupt versuchen werde - hängt davon ab, wie sich die restliche Reinigung darstellt, ob sich das dann noch lohnt. Schade eigentlich, denn ich glaube, dass diese Linse eigentlich das am ehesten benutzbare Stück ist. An 50mm Festbrennweiten hat sich prinzipiell seit den '60ern nichts mehr geändert und auch, wenn das hier ein frühes Exemplar mit einer hohen Lichtstärke von f/1.8 ist (entwickelt in den späten 1950er), man also wieder mit den üblichen Abstrichen rechnen muss, rechne ich bei der Abbildungsleistung kaum mit größeren Überraschungen, sondern eher mit einem hübschen Vintage-Look.


Das schlägt sich auch in den Reviews nieder, die man im Netz so findet. Das Teil wird gerne gelobt und so bin ich auch einigermaßen gespannt darauf, was es so kann. Der Zustand im Inneren ist aber leider so, dass ich hier auf jeden Fall erst mal intervenieren muss. Zum Glück lassen sich, wie gesagt, diese Festbrennweiten recht leicht demontieren und nachher auch wieder passgenau zusammensetzen. Tubus und Linsen sind leicht verkratzt, aber nichts Wildes. 60 oder gar bald 70 Jahre gehen eben nicht spurlos an einem vorbei! ;-) Denn auch dieses Objektiv macht den Eindruck, als wäre es viel im Einsatz gewesen, aber trotz pfleglicher und vorsichtiger Behandlung gibt es immer Abnutzungsspuren.

In der Kiste sind, wie man sehen kann, auch noch drei Blitzgeräte. Meiner Erfahrung nach sind solche alten Geräte meist nur noch zum Ausstellen gut, wenn man nicht die alten Kondensatoren austauschen möchte. Und selbst dann: Wer braucht noch Blitzgeräte? ;-) Ich werde sie also einmal reinigen und dann zu den anderen stellen. Da könnte ich auch bald eine Vitrine mir füllen. Will nicht doch jemand ein Kamera-Museum sponsorn?! :-D

Fazit: Ein sehr spannendes Konvolut! Danke an den mir unbekannten Spender! Und danke an P, dass er an mich gedacht hat. Mit den Reinigungsarbeiten werde ich eine ganze Zeit zu tun haben und da kommen bestimmt noch ein paar zusätzliche Blogeinträge bei raus. ;-)

Canon Zoom Lens EF 70-210mm 1:3.5-4.5 Ultrasonic

Normalerweise stelle ich hier ja nicht das gleiche Objektiv zwei mal vor. Heute mache ich eine Ausnahme, denn zum Einen ist das jetzt bald 4 Jahre her, dass ich dieses Canon Zoom Lens EF 70-210mm 1:3.5-4.5 Ultrasonic schon einmal hier im Blog hatte, zum anderen habe ich mich nach eben dieser langen Zeit endlich dazu durch gerungen, dem Herrn B das Ding endlich abzukaufen. Irgendwie muss man das Weihnachtsgeld ja los werden! ;-) Ich hatte ja damals bereits ein Auge darauf geworfen, aber dann doch nur das kleine Normal-Zoom mit genommen, das mit bei der analogen EOS 10s dabei war. Von den anderen Objektiven, die er noch im Angebot hatte, gefiel mir damals allerdings schon dieses hier am Besten, auch wenn ich es nur mit einem Foma 400 getestet hattet, da ich damals ja noch keine digitale Canon hatte.

Seit ich aber die 700D von D in meinem Besitz habe - also jetzt so ungefähr auch schon wieder ein Jahr -, habe ich damit unheimlich viele Bilder gemacht. Hauptsächlich, weil ja meine Nikon D610... ACH KOMM! HÖR DOCH DAMIT AUF! :-D ;-) Mir fehlt jedenfalls die ganze Zeit ein Objektiv für das lange Ende. Ein günstiges Objektiv vor allem, das auch einigermaßen brauchbare Bilder macht und trotzdem schon ein bisschen Rertro ist. Das EOS-EF-System ist mir ja eigentlich zu neu, das ist ja aus den späten 1980ern. Gut, das sind jetzt auch bald 40 Jahre, aber bis vor Kurzem war das ja noch immer der aktuelle Anschluss, auch für neue Canons. (Bei Nikon bin ich da nicht so, das F-Bajonett ist schließlich von 1959! "Mit 66 Jahren...")


Dieses Teil tickt so ungefähr alle Boxen, die ich oben aufgezählt habe: Ein Objektiv der ersten (oder zweiten?) Generation, das nicht übermäßig schlechte Lichtwerte hat und dabei einigermaßen brauchbare Bilder auch weit offen produziert, die nicht zuuu retro aussehen, aber trotzdem ein gewisses Vintage-Feeling mit bringen. Der Autofokus hat bereits einen dieser hypermodernen Ultrasonic-Motoren, ist also einigermaßen leise und gerade so brauchbar schnell - mit aktuellen Motoren kann der nämlich bei dem recht langen Wurf nicht mithalten. Aber man kann jederzeit in den Fokus eingreifen, auch ohne den Schalter auf M zu stellen. Das ist schon mal nicht schlecht, wenn das Autofokussystem mal daneben liegt, was an der digitalen recht selten, an der alten analogen Kamera aber durchaus häufiger vorkommen kann. (Mit f/4,5 ist es am langen Ende zwar nicht allzu lichtschwach, aber die Sensoren waren Damals ja noch nicht sooo gut.)

Apropos Lichtwerte: f3,5 ist bei 70mm natürlich eher mäßig, aber doch auch über den gesamten Brennweitenbereich einigermaßen konstant: Die je eine drittel Blende Abweichung nach oben und unten ist ja kaum der Rede wert und man kann durchaus gut einfach mit f/4 rechnen - sowohl auf Film als auch digital -, wenn man mal manuell belichten will.


Die Bildqualität ist für ein Zoom aus dieser Zeit und dieser Preisklasse angemessen. Die Bilder sind brauchbar scharf, auch auf dem Crop-Format-Sensor, wobei ich aber für wirklich scharfe Bilder eher auf f/5,6 oder gar auf f/8 abblenden würde. Die Chroma-Fehler halten sich in Grenzen, sind aber durchaus vorhanden, werden aber beim Abblenden auch weniger. Die Farbwiedergabe gefällt mir ganz gut, wobei die ja doch scheinbar sehr von der Kamera-Sensor abhängt - meine Nikon-Objektive, die ich mit dem Adapter auf der 700D verwendet habe, sehen da ja auch einigermaßen anders aus als an einer echten Nikon. Was Flares und Ghosts angeht, kann ich nur auf meine Erfahrungen von vor vier Jahren zurück greifen, denn zZt ist es eher bedeckt bis grau-in-grau, weswegen ich nicht genug Licht zum Testen hatte. (In die Baustellenlampe hinein wollte ich jetzt nicht extra deswegen fotografieren.) ;-)

Der Zoom-Bereich ist für mich auf analogem 35mm Film ausreichen, auf der Crop-Digitalen ist er sogar recht lang: 210mm x 1,6 = 336mm Kleinbildäquivalent. Das kann schon was. Dafür startet es unten aber auch erst bei 70mm x 1,6 = 112mm. Das ist gerade so noch in dem, was ich Portrait-Bereich nenne, der für mich spätestens bei 135mm endet. Aber das 50er, das ich von D mit übernommen habe, ist da wahrscheinlich eh die bessere Wahl mit seinen äquivalenten 80mm. Das große, immer wiederkehrende Problem mit Crop-Kameras: Man braucht immer irgendwie ein dediziertes Weitwinkel, um in dem Bereich überhaupt was machen zu können. Dafür hat man praktisch null Probleme mit Vignettierung, denn die wird eh rundrum weg geschnitten. Wobei die sich auch auf den analogen Vollformatbilder schon schwer in Grenzen hielt. Einer der Gründe, weshalb ich damals schon diese etwas kürzere Brennweite dem ebenfalls zur Auswahl stehenden 75-300 vorgezogen habe. Die Verzeichnungen sind naturgemäß bei Tele-Zooms, besonders solchen mit recht geringem Brennweitenumfang wie diesem 3x - eh besser kontrolliert als zB bei den gruseligen Reise-Zooms dieser Ära, die alles abdecken wollten, aber nichts so richtig konnten. Ich habe jetzt jedenfalls nicht explizit nach welchen gesucht und aufgefallen sind mir in meinen Bildern auch keine, bei denen ich gesagt hätte: Das geht jetzt aber gar nicht. Scheinen sich also in Grenzen zu halten.


Ich habe dieses Teil jetzt seit dem Montag vor Silvester in meinem Besitz und zwei kleinere Touren extra nur mit diesem fotografiert - einmal rund um den Hausberg und einmal auf dem Heimweg vom Kunden in der Wahner Heide. Beide Sessions haben recht gute Ergebnisse geliefert, auch wenn ich bei diesem schrecklichen Winterwetter ohne jede Sonne am Himmel doch mit dem ISO recht weit hoch gehen musste - um die 400 war mein Standard, aber in den dunklen Ecken der Heide habe ich dann das Auto angestellt, weil ich keinen Bock mehr hatte, ständig am Knöpfchen zu drehen. Da ist er dann von sich aus auch durchaus mal auf 1600 hoch. (Die Bilder, bei denen die Kamera 3200 vorgeschlagen hat, habe ich dann mal einfach nicht gemacht. Meistens jedenfalls.) Mit modernen Kameras sollte das alles nicht so kritisch sein, aber die 700D fängt dann doch recht schnell an, heftig zu rauschen.

Fazit: Ich finde es OK. Nicht mehr. Nicht weniger. Natürlich gibt es besseres Glas, das mehr Licht rein lässt und schärfer ist. Natürlich gibt es hübschere Tuben, die nicht aussehen wie 1990. Aber ich suchte eben genau nach diesem Sweet Spot, bei dem das Aussehen der Bilder schon ein bisschen mehr Vintage ist, aber man im Zweifel auch noch eine brauchbar scharfe Bildqualität bekommt. Und den Preis, den sollte man auch nicht vernachlässigen! Bessere Teles in diesem Bereich kosten nämlich auch heute noch richtig Asche! Was auch daran liegt, dass Canon EF Objektive scheinbar grundsätzlich ein wenig teurer auf dem Gebrauchtmarkt sind als zB Nikon AF. Vielleicht wegen des Motors und der damit einhergehenden Kompatibilität mit modernen Spiegellosen? Das war jedenfalls für mich der Grund, dieses spezielle Exemplar zu erwerben, das ich schon kannte, und nicht das Gleiche (oder mit viel Glück auch etwas weniger) bei ehBlöd auszugeben, nur um dann Glasscherben im Paket zu finden. Das ist nämlich das einzige, was mir ein bisschen Sorgen bereitet: Die Build-Quality! Dieses Objektiv kommt für ein EF schon recht stabil und schwer daher, aber trotzdem habe ich bei Teilen ab den 1990ern immer Angst, irgendwas kaputt zu machen, nur weil ich es angucke! Zu viel Plastik, zu viel, was mit den Jahren austrocknet und spröde wird. Dieses Exemplar scheint sich gut gehalten zu haben, der J geht gut mit seinen Sachen um, aber bei dem Kram, den man auf ehBlöd findet, weiß man halt nie so genau.

Erstaunlicherweise finde ich nur Reviews der originalen (?) 1:4 Version, aber nicht für dieses spätere (?) 1:3.5-4.5. Da würde mich ja schon fast ein direkter Vergleich interessieren! Aber nein, ich werde - aus oben genannten Gründen - jetzt nicht los rennen und das Teil bei eBay suchen! ;-) Stattdessen werde ich jetzt mal zwei Einträge mit Fotos vorbereiten, die ich mit diesem Ding hier gemacht habe! :-D

Schwarz-weiß und analog, Teil 275: Kassel im März - Karlsaue und Stadt

Kentmere 100 #11, März 2023
  • Nikon F90x, Nikkor AF 50mm 1:1.4, Nikkor AI 200mm 1:4, Sigma High-Speed Wide 28mm 1:1.8
  • Entwicklung: Fomadon P Stock #8, 9:00 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (6.), Adoflo II 1+200
Dieses Jahr waren wir zwei Mal in Kassel bei U. Das erste Mal war bereits im März und ich habe dort diesen einen Kentmere bei bestem Wetter verschossen, den ich euch nicht länger vorenthalten will. Da es sich bei Kamera und Film aber um eine bereits bekannte Kombination handelt und ich auch irgendwann mal durch sein muss mit den ganzen s/w-Artikeln und -Fotos, die ich hier noch auf Halde liegen habe, mache ich das mal ein wenig anders, mehr so wie bei "normalen" Einträgen. Ich werde zwar weiterhin noch die Metadaten (Belichtung) dazu schreiben, aber, ich mein, das Haus vom Dracula kennen wir ja alle mittlerweile. (1/400s, f/8, 50mm.) Wobei, es war wirklich sehr hell im März. Der Rest des Jahres war so nass uns regnerisch, dass ich das schon wieder ganz vergessen hatte.

Immer, wenn wir unten durch die Unterführung gehen, mache ich ein Foto vom roten Kaugummiautomaten. (1/160s, f/4, 50mm.) Muss sein. Ist Gesetz! ;-) Auf dem Weg zur Aue und dem Schloss kommt man hier ja immer vorbei und ich finde das Ding einfach unheimlich fotogen. Genauso die Flaschen auf dem Glascontainer. (1/500s, f/2,8, 50mm.) Zu Hause mache ich ja auch immer mal wieder solche Flaschenfotos. (In diesem Fall steht auch ein Gewürzglas dazwischen, sieht nach Zimt aus.) Mit der unscharfen Häuserfront im Hintergrund finde ich dieses Bild in meiner kleinen Glascontainersammlung allerdings extra interessant. Jaja, ich bin seltsam, ich gebe das zu, ich bin auch "interessant". :-D


Aber ich stehe halt auf Details, die andere Leute links liegen lassen, etwa einen Baum mit Penis. (1/80s, f/4, 50mm.) Wer also schon immer mal wissen wollte, wie Baumbart sich vermehren würde, wenn die Ent-Frauen nicht verschwunden wären... Hier ist die Antwort! :-D Der Geier guckt schon ganz neidisch! (1/125s, f/4, 50mm.) Ach nee, Falke. Haben Falken so große Klauen? Ich glaube nicht, Tim. Da war wohl mal wieder der Wunsch der Vater des Gedanken.

Im Frühling blüht alles und so ein Bild von der Kirschblüte - auch wenn es nur s/w ist - ist sehr viel mehr mein Geschmack, als so ein gammeliger alter Vogel an einer Mauer, der drauf wartet, dass seine Buddies aus dem Feldzug gen Osten heim kehren. (Unbekannte Belichtung, 50mm.) Oben angekommen habe ich mal ein Tier in einer etwas anderen Position mitgenommen, als ich es sonst tue. (1/1000s, f/4, 50mm.) Hätte allerdings die Blende gut noch ein bisschen weiter öffnen können, das kulturell wertvolle Gebäude im Hintergrund ist noch immer ein bisschen zu scharf geraten, finde ich. Der Lenker hebt sich nicht genug ab.

Der Blick von oben auf das Schloss in der Karlsaue darf natürlich auch nicht fehlen. (Ebenfalls unbekannte Zeit/Blende, 50mm.) Die Fernsicht war an diesem Tag sehr hoch und der Kentmere ist hochauflösend genug, dass man die Windräder auf den Bergen gegenüber zumindest noch erahnen kann. Aber eigentlich waren wir ja auf dem Weg in die Stadt, wo so kurz vor Ostern offenbar die Hühner los waren. (1/1000s, f/2, 50mm.) Immerhin sieht das Geflügel recht fröhlich aus. Von hier hat man ebenfalls einen guten Blick auf den Turm um die Ecke. (1/160s, f/4, 50mm.) Viele Stellen gibt es in Kassel ja nicht, an denen man noch die mittelalterliche Geschichte der Stadt sehen kann. Hier hat ja wohl vor 80 Jahren auch kein Stein mehr auf dem anderen gestanden. Ähnlich wie in Köln.


Statt für die drei Fotos, die dann noch zwei Tage später in der Karlsaue entstanden sind, einen eigenen Eintrag aufzumachen, klemme ich die jetzt einfach hier ans Ende. Da haben wir nach Norden den kleinen Tempel auf der Insel (1/400, f/5,6, 200mm.) und in die andere die Orangerie (1/400s, f/5,6, 200mm.) im morgendlichen Fulda-Dunst. Kann mich gar nicht dran erinnern, dass im März die Bäume noch so kahl waren...

Und zu guter Letzt darf Mina auch nicht fehlen. (1/60s, f/5,6, 50mm.) Wenn die Katze schon mal in der Sonne liegt, muss ich auf jeden Fall ein Foto von ihr machen! Ist ja auch ein unheimlich hübsche Mieze!

Nächstes Mal: Ein Schloss im Grünen.

Tamron AF 70-210mm 1:4-5,6 (Nikon F Version)

Das andere Objektiv, das mit in der Tasche mit der F-801s war, die ich am letzten Donnerstag geliefert bekommen hatte, ist dieses passende Tamron AF 70-210mm 1:4-5,6, das das Normal-Zoom-Nikkor ganz gut ergänzt, zumindest von der Brennweite her. Ist spielt allerdings definitiv nicht in der gleiche Liga wie das Nikkor, auch wenn es sich alle Mühe gibt.

Das fängt schon mal bei Gewicht und Verarbeitung an: Es wiegt ungefähr ein Drittel und ist vom Volumen her ebenfalls ein ganzes Stück kleiner, was schon mal auf viel Plastik und auch kleinere Linsen schließen lässt. Immerhin ist das Bajonett an diesem Tamron noch aus Metall. Bei vielen späteren Teilen - z.B. meinem alten Reise-Zoom oder das Teil, das ich mal als Beifang auf der F50 hatte - wurde da ja ziemlich schnell auf Plastik umgestellt, was nicht immer von Vorteil war. Dieses hier ist OK und es macht eigentlich auch ganz gute Bilder. Mit einem Aber: Die Lichtstärke ist halt genau das, was man von einem günstigen Dritthersteller-Objektiv erwarten würde. Mit f4 am kurzen Ende (70mm) kann man ja vielleicht auch noch an bedeckten Tagen arbeiten, wie wir sie unten in den Beispielbilder sehen werden. Aber am Langen Ende (210mm) sind f/5,6 doch schon eher was für Sommer-Fotografie. Es hat allerdings an meiner, mit dem Hochkantgriff ausgestatteten, ungefähr eine metrische Tonne wiegenden D800 den Vorteil, dass es so leicht ist, dass ich es praktisch nicht verreißen kann und sogar noch weit unterhalb der 1-durch-Brennweite-Regel einigermaßen unverwackelte Bilder hin bekommen kann. (Und ich habe wirklich nur ein mittelmäßig ruhiges Fotografen-Händchen; meine Frau schafft regelmäßig Bilder mit dem Doppelten der eigentlich nötigen Belichtungszeit, und das auch schon ohne so modernen Schnickschnack wie VR im Objektiv.)


Ist das kleine Tamron-Zoom also brauchbar? Tja, das kommt drauf an, worauf man Wert legt: Es ist recht scharf, erstaunlich scharf sogar für das, was es ist. Die Lichtwerte sind natürlich grausam, ich habe am bedeckten Freitag im Kurpark auch mit ISO 800 schwer kämpfen müssen, unverwackelte Bilder zu generieren. Daher ist das so ein typisches Offenblenden-Zoom, das man praktisch immer bei der größtmöglichen Öffnung verwendet. Da ist es im nahen bis mittleren Bereich bis um die 135mm durchaus scharf und brauchbar. Danach fällt die Schärfe etwas ab, aber die D800 ist hier auch recht brutal, weil sie eben so eine hohe Auflösung hat, dass man das dann im 1:1 auch direkt sieht. Auf 4k runter gerechnet ist das Ergebnis OKish, wenn man dann noch weiter auf Full-HD verkleinert, kann man die Bilder durchaus gebrauchen. Aber dann braucht man auch keine D800 dafür. ;-) (Ich sollte das Objektiv bei Gelegenheit - aka sonniger Tag - mal an die D100 anschließen und gucken, was die dazu sagt.)

Es ist auf jeden Fall klein und kompakt, passt in meine Jackentasche. Die Verarbeitung ist allerdings auch so, dass ich davon eher abraten würde, sondern es doch lieber in der Fototasche aufbewahren würde. Dieses viele Plastik macht mich immer nervös - ich bin nun mal viel im Gelände unterwegs und habe dementsprechend lieber was Handfestes, was auch mal eine etwas rauere Behandlung schadlos übersteht.

Aber hier jetzt mal ein paar Testfotos aus dem Kurpark: Enten, wie gesagt. Die ließen sich nicht abschütteln! ;-) Wie lang ich hier belichten musste, weil es eben so ein bedeckter Herbsttag war, sieht man hier an dem sich putzenden Tier. Ich mein, der Effekt ist ja durchaus witzig und man sieht, dass die Ente ihren Kopf praktisch genau um einen Punkt knapp unter ihrem Auge herum dreht, während sie durch ihr Gefieder putzt, aber man möchte solche Wischeffekte auch nicht immer haben. Vor allem, wenn man aus der Hand schießen muss, da kein Stativ vorhanden - was den Sinn eines kleinen und kompakten Obhjektivs, dass man eben mal so mitnimmt, ja auch irgendwie zunichte machen würde. Das Bokeh im Hintergrund ist bei dieser Brennweite und Entfernung und weit offen praktisch gar nicht mehr vorhanden; alles nur noch eine bunte Fläche, ein paar braune Blobbs deuten Blätter auf der Wiese an. Die Schärfe lässt sich hier aufgrund der Bewegung nicht wirklich gut beurteilen, ist aber meiner Meinung nach OK. Was man aber auf jeden Fall sieht, dass ist die doch recht große Abschattung in den Ecken. (Die Sonnenblende ist mit in der Tasche dabei gewesen, aber ich habe sie nicht verwendet; ebenso ist kein Filter montiert.)


Auch im nächsten Bild sieht man die Vignettierung recht deutlich, besonders da ich den Bildern allen nachträglich ein bisschen mehr Kontrast mitgegeben habe, siehe Wetter. Die Schärfe ist aber OK; wie gesagt, zu den langen Brennweiten lässt sie etwas nach. Leichte grünliche Farbsäume sind erkennbar, aber noch stören sie nicht. Hier wäre ein Test bei sommerlichen Lichtverhältnissen angesagt.

Die Fontäne im Teich kommt ganz gut rüber, die nötige lange Belichtungszeit sorgt auch hier für einen Wischeffekt. Die dunkleren Ecken kann man hier auch auf das vergleichsweise sehr helle Motiv in der Bildmitte schieben. Optische Illusionen existieren. Insgesamt könnte das Bild schärfer sein, aber bei der langen Zeit war nicht mehr zu machen. Jedenfalls nicht von mir. Die herbstlichen Farben gefallen mir ganz gut. Tamrons scheinen an sich ein bisschen rot-betonter zu rendern, zumindest wenn ich da an mein altes Reisezoom zurück denke. Kann mich aber auch täuschen, wie gesagt: Da steckt ja noch der Weißabgleich der Digitalen drin.


Wie man aber sehen kann, durch das sehr niedrige Gewicht und auch der relativen Kürze des Objektivs auch bei vollem Zoom, verlagert sich der Schwerpunkt weit in meine Kamera, sodass ich auch bei langen Zeiten einigermaßen verwacklungsfreie Bilder hin bekommen habe. Erstaunt mich selber ein bisschen. Das heißt aber nicht unbedingt, dass ich den ganzen Tag so fotografieren wollen würde: Mit angehaltenem Atem an irgendwelche zufällig in der Gegend stehenden Pfosten gelehnt.

Das klappt schließlich nicht immer: Die Hütte ist schon deutlich verwackelt, das Rotwild im Hintergrund schon kaum noch erkennbar. Schade, die Herbststimmung fängt es nämlich eigentlich ganz gut ein. Aber ich wollte einfach nicht auf ISO 1600 oder gar 3200 hoch gehen. Die D800 rauscht von da an doch schon sehr. Ist halt doch keine moderne Kamera im engeren Sinne. ;-)


Spannend finde ich noch das letzte Vorschau-Bild für heute: Auf minimale Distanz bei minimaler Brennweite ist der Pfosten brauchbar scharf geworden, die Farbsäume entlang des Stacheldrahts sind etwas ausgeprägter, aber noch immer nicht störend und wahrscheinlich leicht zu korrigieren, wenn man solchen Maßnahmen zugeneigt ist. Die Schärfe fällt zu den Ecken hin nur mäßig ab, da kenne ich Tele-Zooms, die in ihrem weiten Bereich schlimmere Schlieren hinterlassen. Verzerrungen sehe ich keine, weder Kissen noch Tonnen, aber das mag auch daran liegen, dass die schlechten Augen eines jahrzehntelangen Brillenträgers die schon automatisch übersehen. ;-)

Fazit: Als Beifang durchaus OK. Ich hätte es jetzt nicht unbedingt gekauft, wenn es einzeln vorbei gekommen wäre. Das Gegenstück von Exakta, das ich ebenfalls mein Eigen nenne, macht meiner Meinung nach die besseren Bilder und hat eine höhere Build Quality. Ich denke mal, ich werde das Teil trotzdem vorerst behalten, es würde im Wiederverkauf kaum mehr bringen als 10 bis 20 Euro. Es ist halt nicht das beste Stück Glas, das ich je gesehen habe, aber OK für das, was es ist. (Nämlich einer der Gründe, weshalb ich irgendwann auf Festbrennweiten umgestiegen bin.) Es hat jetzt leider auch keinen besonders ausgeprägten Vintage-Look in den Bildern. Es spricht hauptsächlich die leichte Kompaktheit für dieses Teil, aber viel mehr leider nicht.

Nikkor AF 35-70mm 1:2.8 (im Kurpark)

Ich hege ja bekanntermaßen eine gewisse Abneigung gegen Zoom-Objektive. Das liegt zum großen Teil daran, dass ich mir in meiner wilden Jugend ja nicht unbedingt das beste Glas leisten konnte. Das 35-70 3.3-4.5, das ich damals im Kit zu meiner F-601 bekommen hatte, war ja auch (für ein Nikkor) eher von fragwürdiger Qualität, auch wenn es sein Dienste gut verrichtet hat, bevor ich es vom Tisch gekegelt und somit gekillt hatte. Danach hatte ich ein ebenso kleines und leichtes wie bescheidenes Exakta als Ersatz. Damit waren Fotos durchaus möglich, besonders damals in der analogen Zeit, aber wenn ich das heute auf die D800 schraube, lacht die sich tot! ;-)

Jetzt kam da ein interessantes Angebot bei ehBlöd vorbei: Eine F-801s mit zwei Objektiven. Gut, eine 801 wollte ich eh schon länger mal haben, um sie mit der F90 vergleichen zu können. (Dazu später mehr.) Eines der beiden Objektive, die in diesem kleinen Konvolut drin waren, war ein Nikkor AF 35-70mm 1:2.8. Das ist ein Objektiv, das sich nur schwer mit den kleinen Kit-Zooms vergleichen lässt, die ich in meiner Jugend benutzt habe. Das war damals sowas wie der feuchte Traum eines jeden Hobby-Fotografen. Denn das Teil ist echt krass, so zumindest die einhellige Meinung damals (und scheinbar auch heute noch, wenn man das Internet befragen geht).


Gut, es wiegt auch in etwa so viel wie ein kleiner Tieflader. Vollmetall-Gehäuse und reichlich Glas. Die ganze Verarbeitung schreit einen förmlich an: "Ich bin ein Stück Präzisions-Technik und Amateure kriegen mich eh nie in die Finger!" Nun ist es aber gut 40 Jahre später und ich habe das ganze Bundle aus Kamera und zwei Objektiven für nur minimal über meinem eigentlichen Limit von 50 Euro bekommen. Ich rechtfertige das einfach mal damit, dass ich gleich noch zwei andere Teile dazu bekommen habe. Diese Kombination aus Objektiv und Kamera hat jedenfalls damals, zu Beginn der Autofokus-Ära am Ende der 1980er, ungefähr so viel gekostet wie der Gaming-PC vom Kunden, den ich ihm letztens zusammengestellt habe. (Adjusted for inflation). (Dass die F-801 eine völlig unterbewertete Kamera ist, darauf werde ich noch in einem separaten Artikel zu sprechen kommen.)

Was macht dieses Objektiv so besonders? Nun, zum einen die weite Öffnung von f/2,8 über den gesamten Brennweitenbereich hinweg. Gut, der ist jetzt nicht so groß, es handelt sich schließlich um ein Normal-Zoom mit gerade mal 2x. 35mm ist eine gute Brennweite, 50mm kann man immer gebrauchen, und 70mm ist für Portraits zwar eigentlich noch etwas kurz, aber ausreichend, wenn man gerade nichts anderes zur Hand hat. Aber die eigentliche Stärke dieses Objektivs liegt in seiner unglaublichen Schärfe und dem Fehlen praktisch jeglicher Chroma-Fehler. Ich weiß nicht, womit die dieses Ding damals vergütet haben, aber es muss schon das beste an Beschichtung gewesen sein, was es damals gab. Selbst auf meiner D800 mit ihren 36 Megapixeln sehe ich praktisch keine Farbsäume, selbst wenn ich 1:1 in das Bild hinein zoome. Zudem ist es einfach nur scharf. Man merkt tatsächlich erst, dass man auf der Ebene der Sensorauflösung angekommen ist und das Pixelrauschen sieht, dass es nicht mehr weiter geht. Hier steht es dem sehr viel moderneren 24-120, das ich mit der Kamera zusammen bekommen habe, in nichts nach, vor allem schon bei Offenblende. Nun hat das moderne aber leider auch aufgrund seines riesigen Zoom-Umfangs auch gewisse Verzerrungsprobleme, wie ich letzten bei den Hochhäusern in Frankfurt sehen konnte. Sowas hat dieser kleine Bruder nicht! Oder fast nicht. Ich müsste es mal unter den gleichen Bedingungen testen, also viele gerade Linien und Fluchtpunkte und sowas. Ebenfalls sehe ich praktisch keine Abschattungen an den Ecken: Das Bild ist - egal bei welchem Zoom-Faktor - überall gleich hell. Zumindest bei dem Wetter, das wir zur Zeit haben. Wenn das nächste Mal ein blauer Himmel zu sehen ist, werde ich mal ein Himmel-Bild machen, dann werden wir es ja genauer sehen.

Ich bin nach diesem ersten Test jedenfalls hin und weg, auch wenn man sich diese Leistung eben mit einem gewissen Gewicht und einer nicht unerheblichen Größe erkauft. Das Teil ist schwer und groß! Selbst eingefahren kommt es gut an die Länge meines 200mm AI ran. Wenn man dann auf 35mm raus zoomt, verlängert es sich noch einmal gut um die Hälfte. (Bei 35mm kann man es übrigens noch durch einen Druck auf eine silberne Taste in den Makro-Modus umschalten, der ebenfalls ganz brauchbar ist, allerdings keine Autofokus bietet.) Es ist also durchaus kein Platzgewinn, wenn man es statt eines einzelnen 35mm und eines 85mm mit nimmt. Man spart sich einfach nur den Wechsel zwischen den beiden und hat halt auch noch die dazwischen liegenden Brennweiten parat. Ein Normal-Zoom eben, aber mit extrem brauchbarer Abbildungsleistung. Und das alles nur zum Preis einer Blende Verlust!


Hier mal ein paar Test-Fotos aus dem Kurpark. (Auch hier werde ich aus den restlichen Bildern noch einen eigenen Artikel zimmern.) Da waren zum Beispiel die Enten, die mich direkt wieder belagert haben, während ich versucht habe, ein paar Beauty Shots der Kamera hin zu bekommen. ;-) Das linke der beiden ist ein 1:1 crop aus der Mitte des Bildes und ich sag mal so: Schärfer geht es kaum. Und am Übergang zwischen dem weißen Gefieder und dem dunklen Hintergrund würde ich ja direkt viel mehr Farbsäume erwarten, aber da ist so gut wie nichts. Wie haben die in den 1980ern dieses Objektiv gerechnet, dass da praktisch nichts an Fehlern zu sehen ist? Da müssen wohl schon die ersten "schnellen" Computer zum Einsatz gekommen sein, die es damals endlich gab. (Ich weiß nicht, ob nicht in den 1970ern schon die ersten Minicomputer zum Einsatz kamen, um Optiken zu berechnen. Da müsste mir mal jemand helfen, der in dem Bereich gearbeitet hat. Ich nehme aber an, dass ab der Mitte der 1980er so viel Rechenleistung zur Verfügung stand, dass man da auch mal ein bisschen länger dran rum optimieren konnte, ohne die Entwicklungszeit unnötig in die Länge zu ziehen.)

Was das Bokeh angeht, habe ich mal das Fahrrad, das im Laub am Treppenaufgang herum lag, mit hier rein genommen, denn es ist weit offen und auf der weitwinkeligsten Einstellung entstanden. Und ich finde, der Hintergrund sieht trotz des eher unruhigen Laubs auf dem Boden recht gut aus. Könnte gerne noch ein bisschen weicher sein, aber das ist mit f/2,8 halt nicht machbar. Ich muss allerdings sagen, dass es der 35er Festbrennweite, die ich habe, kaum nachsteht. Mir gefällt es gut.


Als Beispiel für Makro-Fotografie habe ich hier dann noch dieses Zaunspanndingsbums dazu genommen. Ebenfalls weit offen, was eigentlich im Makro-Bereich ein No-No ist, verbleiben im Hintergrund praktisch nur nur Flächen, während das Motiv (in der Schärfeebene) absolut brauchbar ist. Man kann den Makro-Modus also durchaus benutzen, auch wenn das Ergebnis hier nicht ganz so scharf ist, wie bei "normalen" Entfernungen. Gut, wie gesagt, eigentlich sollte man Makros eh immer so weit wie irgend möglich abblenden, um mehr Schärfe zu bekommen, aber das Ergebnis ist so doch auch schon sehr faszinierend!

Mein (vorläufiges, weil noch nicht bei gutem Wetter getestet) Fazit: Ein tolles Objektiv, dessen Leistung weit über das hinaus ragt, was ich normalerweise von einem Zoom erwarte. Erkauft wird das ganze mit Gewicht und Volumen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dieses Objektiv als Standard-Linse zu verwenden; zumindest damals in den frühen 1990ern hätte ich mir sicher die Finger danach geleckt! Auch heute macht es eine überragenden Eindruck auf meiner Digitalen und wenn ich weiß, dass ich keine anderen Brennweiten brauchen werde, könnte ich mir durchaus vorstellen, die Festbrennweiten mal zu Hause zu lassen! Der Zoom-Umfang ist halt wirklich nicht so groß, wie man das heute gewöhnt ist, aber die Qualität der Bilder spricht für sich! An diesem Exemplar hier scheint allerdings der "Kopf" des Stangenatriebs für den Autofokus etwas ausgefressen zu sein, denn manchmal greift die D800 nicht richtig - aber seltsamer Weise nur die; alle mein (diversen) anderen Nikons scheinen keine Probleme zu haben... Mit etwas gutem Zureden geht es allerdings fast immer.