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Braun Candy M Motor

Nachdem der P und ich gestern Overath unsicher und jeder einen Film voll gemacht haben, ich diese entwickelt habe und mich dann auf den Heimweg machen wollte, hat er mir noch eben schnell seine alte Kamera in die Hand gedrückt. "Das war das erste, womit ich fotografiert habe." Oder so ähnlich, der O-Ton ist mir mittlerweile entfallen, aber das war so ungefähr die Bedeutung.

Es handelt sich um eine Braun Candy M Motor und ich habe in der ganzen Zeit, in der ich mich mit Kameras beschäftige, selten etwas getroffen, über das es weniger Informationen im Internet gibt! Das Spannendste, das ich auf den einschlägigen Seiten über die Kamera gefunden habe: Sie existiert! Und dass sei ungefähr aus dem Jahr 1986 stammen muss. Das ist alles. Mehr Informationen gibt es nicht, außer ein paar abgelaufene eBlöd-Auktionen oder -Marketplace-Angebote. Und irgendwo will jemand ein gescanntes PDF der Anleitung für $Geld verkaufen, ja danke auch für nichts. :-/

Trotzdem, hier erst mal ein paar Beauty Shots. Wie man sehen kann: Ja, die 1980er lassen grüßen. ;-) Ich mein, ich finde dieses Design ja schon irgendwie klassisch-retro. Mein erster nicht-Sony-Walkman war ähnlich plastik-lastig und klobig. Dieses Font im "Candy"-Schriftzug! Überhaupt, drei verschiedene Fonts für Name der Kamera, Name des Herstellers und den Zusatz "Motor", letzteres so richtig blockig, geht es mehr 1980?! ;-)


Alles, was ich ansonsten über diese Kamera weiß, habe ich mir selber aus den Fingern gesogen, ist also entsprechend mit Vorsicht zu genießen: Die Brennweite des Objektivs ist zwar unbekannt, aber ein Blick durch den Sucher lässt mich irgendwas leicht Weitwinkliges vermuten. Wahrscheinlich 35mm oder auch ein bisschen weiter, hätte ich geschätzt. Das würde sich auch mit einem Foto einer anderen Version dieser Kamera decken, die in rot daher kam (Yay, die 1980er!) und irgendwann auf eBay vertickert worden ist. Die hatte nämlich groß "33mm" neben der geöffneten Linse stehen. Da das Teil außer der Farbe praktisch gleich aussah, nehme ich an, dass diese hier die gleiche Optik verwendet.

Was ich ziemlich definitiv sagen kann: Das Objektiv ist Fix Focus, hat also keine Schärfe-Einstellung, sondern zielt wahrscheinlich auf einen Punkt, der vermutlich so 10 Meter vor der Kamera liegt. Daraus würde ich schließen, dass wir es hier auch nicht mit einem besonders lichtstarken Objektiv zu tun haben. Schneller als f/5,6 würde ich es nicht einschätzen. Aber wie gesagt, das ist alles geraten!

Was nur halb geraten ist: Irgendwo in den Untiefen des Internets gibt es eine (dänische) Seite, die alle möglichen Kameras mit Namen auflistet und da ist auch diese dabei. Dort wird unter der Spalte Verschluss "T/125" angegeben. Woraus sich schließen lässt, dass die Kamera (immer? maximal?) mit 1/125s auslöst? Würde Sinn machen: Das bisschen Elektronik da drin kann dann einfach Sunny 16 machen und wenn das Licht nicht reicht, fordert sie mit ihrer kleinen roten LED dazu auf, den Blitz anzuschalten.

Ich fasse also mal meine Vermutungen zusammen: Fester Fokus, eine (?) Belichtungszeit, lichtschwaches leichtes Weitwinkel. Klingt soweit nach einer typischen hau-drauf-Knipse aus den 1980ern!


Jedenfalls, sag ich zum P: "Ja sicher, gib her, ich teste die mal!" Weil, ich teste alles, was Fotos machen kann! Alles! Wirklich alles! ;-)

Aber die hier leider nicht. :-( Denn sie will nicht mehr. Zumindest bekomme ich sie nicht ans Laufen: Ich lege Batterien ein (2x AAA, die man praktischerweise schon damals überall bekommen hat), lege meinen Testfilm ein, den alten, gammeligen Farbfilm, der auf die wiederverwendbare Patrone gespult ist, aber nix rührt sich. Der Auslöser ist auch verdächtig störrisch, ich fürchte, da klemmt was. Kein Wunder, das Teil ist ja komplett aus Plastik. Außer die Linse, da bin ich mir nicht sicher, ob die nicht tatsächlich aus Glas ist. Das einzige Lebenszeichen ist die rote LED, die mich auffordert, den Blitz anzuschalten - es ist dunkel hier im Büro - und das Pfeifen des Kondensators, wenn ich dieser Aufforderung nachkomme. Insofern steckt also noch ein Funken Leben in ihr.

Was hingegen verdächtig ist - außer dem Auslöse-Knopf, der sich nicht komplett durchdrücken lässt -, ist die Zählwerk-Spule, die sich frei in beide Richtungen drehen lässt, was darauf hindeutet, dass der Rückspulknopf aktiviert ist. Der scheint aber eigentlich nur ein Taster zu sein; wenn ich ihn drücke, klickt er jedenfalls. Also ist entweder der Kontakt kaputt oder was weiß ich, das gehört vielleicht auch einfach so. Eine Anleitung wäre nicht falsch, aber ich gehe jetzt nicht hin und werfe irgendwem 10 Euro in den Rachen für ein gescanntes PDF.


Was mich jetzt noch ansonsten interessieren würde, ist die Antwort auf die Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der auf dem Gehäuse aufgedruckten Firmennamen "Braun - Nürnberg" und der tatsächlich existierenden alten Firma Braun aus Nürnberg, die meines Wissens nur bis in die 1970er kameras gebaut hat, nämlich nach dem Krieg in den '50ern mal mit Box-Kameras angefangen und dann mit Schnappschuss-Sucherkameras geendet hat? Ich mein, ja, es gibt noch immer eine Firma Braun in Nürnberg, die auf ihrer Webseite auch behauptet, dass sie noch immer existiert und auch durchgängig seit 1905 existiert hat, aber das Teil, das ich oben gerade beschrieben habe, stammt mit ziemlicher Sicherheit aus irgendeiner Fabrik in Taiwan, mit viel Glück noch aus Japan. OK, die scheinen jetzt Dash- und Action-Cams zu bauen - also aus China zu importieren, möglich, dass die damit schon in den '80ern angefangen haben. Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich denen mal eine Support-Email schreiben! :-D

Fazit: Ich werde mal versuchen, die Kiste noch irgendwie ans Laufen zu kriegen, aber vorher muss ich den Eigentümer fragen, ob ich sie dafür auseinander nehmen darf. Weil, ich kenn mich ja, danach wieder zusammensetzen ist jetzt nicht unbedingt immer mein Ding! ;-) Wäre jedenfalls sehr spannend, da einen Film durch zu schicken, einfach nur wegen des Retro-Feelings.

Agfa Sillette LK Sensor

Noch ein Mitbringsel vom letzten Rheinauenflohmarkt: Eine Agfa Silette LK Sensor. Es handelt sich um das letzte Modell, dass unter dem Namen Silette verkauft wurde. Das war damals, am späten Ende der 1960er, als das eckigere Design der '70er schon vor der Tür stand und am Rahmen kratzte, damit es einer rein lässt! ;-)


Es handelt sich ganz offensichtlich um eine kompakte Schnappschusskamera, die aber doch einen erstaunlichen Funktionsumfang hat: Das verbaute "Color-Agnar" - damals war Farbe wohl ein echtes Verkaufsargument - hat eine fast normale Brennweite von 45mm und einen erstaunlich guten Lichtwert von f/2.8. Die Blende ist viereckig, da bin ich auf jeden Fall schon mal gespannt, welche Auswirkung das auf Fotos haben wird, wenn ich denn mal dazu komme, welche damit zu machen. Ich hab so schon noch genug Foto-Projekte rum liegen, denen ich mich mal widmen müsste.

Das von Außen ansonsten auffälligste Feature ist der große, runde Knopf, der hier den Auslöser gibt. Daher auch der Name: Sensor. Mit diesem Zusatz wurden in den '70ern ja praktisch alle Agfa-Kameras beworben. Und das ist wirklich ein sehr leichtgängiger Auslöser, für den man wenig Kraft aufwenden muss. Das war das Verkaufsargument: Weniger Verwackler.


Der Verschluss ist ein üblicher Zentralverschluss, der ausreichend schnell ist. 1/300s war damals ja durchaus noch üblich und sorgt für f/4 bei Schatten bis f/8 bei Sonnenschein. f/11 bis f/22 ist dann noch für die ganz hellen Strandtage da. Die Blende ist übrigens nicht geklickt, sodass man den kleinen Belichtungsmesser-Zeiger ganz genau zwischen die beiden dreiecke bugsiert bekommt. Eine solche Anzeige gibt es übrigens sowohl oben auf der Kamera als auch im Sucher - praktisch. Leider zeigt er bei meinem Exemplar im Dunklen eher Blödsinn an: Halte ich die Kamera in die pralle Sonne, erscheint mir die Einstellung, mit der der Messer zufrieden wäre, einigermaßen plausibel; aber sobald ich rein gehe, ist es mit der Präzision vorbei: unter 1/125s und f/4 schlägt er viel zu weit aus. Ich nehme an, die Selenzelle irgendwo in dem Ding hat es einfach hinter sich.

Wo die genau steckt, war mir eh länger ein Rätsel, denn wenn ich mit dem Finger das Fensterchen oben rechts abgedeckt habe, passierte erst mal rein gar nichts; aber auch, wenn ich die Linse zu gehalten habe, schlug der Zeiger nicht merklich aus. Ganz dubios. Bis ich das ganze dann in der Sonne noch mal getestet habe. Da habe ich dann festgestellt, dass die Zelle wohl doch - wie erwartet - hinter dem rechten Fensterchen sein muss. Da schlug der Zeiger dann nämlich tatsächlich plötzlich aus. Aber wie kann ein Selen-Belichtungsmesser zu viel anzeigen? Je ausgebrannter die Dinger sind, desto weniger sollten die anzeigen! Ich nehme also an, dass die Grundjustierung des Zeigers einfach nicht mehr stimmt; irgendwelche gealterten Widerstände und Kondensatoren? Wenn ich auf ISO/ASA 25 runter gehe, stimmt der angezeigte Wert ungefähr mit dem überein, was meine Nikon ausspuckt. Nun ist ein Selenzellenmesser mit dem, was eine TTL-Kamera angibt, eher weniger zu vergleichen, aber irgendwie muss ich das Ding ja kalibrieren.

Aber zurück zum Rest der Kamera: Die Entfernung muss man natürlich manuell einstellen und es gibt auch keinen Entfernungsmesser, nur einen ganz normalen Sucher. Das ist bei f/2.8 als offenste Blende schon eine Herausforderung. Aber da man ja eh nur bis 1/300s als schnellste Zeit belichten kann, kommt man wahrscheinlich eh eher selten in die Verlegenheit, Offenblende nutzen zu wollen. Früher hat man das Ding wahrscheinlich auf 1/60s und 8m gestellt und alles mit f/11 aufgenommen, dann sollte so ab dreieinhalb, vier Meter eh alles scharf sein. ;-)


Interessant ist auch der Lade-Mechanismus und der Transporthebel: Um die Kamera zu öffnen, muss man rechts das Knöpfchen runter drücken, dann geht die Rückwand auf. Gleichzeigtig springt auch die Achse für die Filmpatrone raus, sodass man ganz bequem laden kann. Ist eine neue Patrone eingelegt, drückt man die Achse wieder ins Gehäuse rein und diese greift dann die Patrone und hält sie fest. Ziemlich geniale Konstruktion. Jetzt fädelt man den Film in den Schlitz ein, wo eigentlich die Aufnahmespule sein sollte. Diese ist nämlich hinter einem Plastik-Dingsbums versteckt. Sollte man also aus Versehen die Rückwand mit eingelegtem Film öffnen, hat man eine gute Chance, dass nicht alle Fotos ruiniert sind!

Um den Film am Ende wieder zurück zu spulen, muss man unter dem Objektiv einen kleinen Hebel seitlich drücken und dann nach oben schieben, bis es Plöpp macht und der Metallpinn dahinter zum Vorschein kommt. Jetzt ist das Getriebe des Aufzugshebels umgedreht und man kann den Film durch mehrfaches Ratschen zurück in die Patrone befördern. Sehr ungewöhnlich! Das Zählwerk zählt derweil rückwärts, es ist also sinnvoll, dieses immer auf A (wie Anfang) zurück zu stellen, wenn man einen neuen Film einlegt, einfach damit man am Ende auch weiß, wie weit man noch muss.


Insgesamt also eine spannende kleine Kamera, die ich aber erst mal noch ein bisschen reinigen muss. Von Außen habe ich schon die gröbsten Schmutzflecken und Klebereien der letzten 50 Jahre entfernt, aber innen sieht es nicht viel besser aus. Aber immerhin ist die Linse klar und die 4 Zeiten, die man zur Verfügung hat, laufen plausibel ab.

Fazit: Wahrscheinlich habe ich etwas zu viel bezahlt, bei ehBlöd kriegt man welche in ähnlichem Zustand für weniger. Aber da wäre dann auch keine Tasche dabei gewesen und auch keiner Plausch mit kleiner Geschichte: Die Kamera gehörte der Oma der Verkäuferin. Ich hoffe, die ist nur im Heim oder so und das war die Haushaltsauflösung. Ansonsten habe ich wieder ein Waisenkind eingesammelt!

Minolta XG 2 mit MC Rokkor-PF 1:1.7 f=55mm

Eigentlich wollte ich ja nur ein passendes Normalbrennweiten-Objektiv für die Kamera vom Schwiegervater haben. Mein Augenmerk lag da hauptsächlich auf dem 50mm Rokkor, entweder das f/1.4 (gar nicht mal so teuer) oder dem f/1.7 (günstiger), aber dann kam dieses Angebot vorbei: Ein Rokkor 55mm f/1.7. Die Reviews dazu waren gar nicht so schlecht, da habe ich mir gedacht: OK, das geht auch. Und am Ende habe ich es für 20,50€ bekommen - mit dieser wunderschönen XG 2 dazu. Die wurde zwar als defekt bzw. "unbekannter Zustand" angepriesen, aber das störte mich dann erstmal weniger.

Das Paket kam dann tatsächlich innerhalb von 36 Stunden bei mir an. Bei dem Versender mit dem großen H im Namen scheint der Krankenstand gerade nicht so hoch zu sein wie bei der Post. Da habe ich ja letztens auf ein Päkchen gewartet, das kam dann endlich nach 6 Tagen an. Ist man auch nicht mehr gewohnt.


Aber ich wollte nicht über die Post lästern, sondern von dieser hübschen Kamera und dem noch viel hübscheren Objektiv berichten. Nachdem ich die alten, kurz vor dem Auslaufen stehenden Knopfzellen entfernt hatte, habe ich ein bisschen mit Zitronensaft das Batteriefach gereinigt und dann die restlichen Verkrustungen mit dem üblichen Schmirgel-Stift entfernt. Danach hatten die neuen Batterien auch wieder Kontakt und siehe da: Bis auch ganz gelegentliche Ladehemmungen läuft sie!

Was mich jetzt vor die Frage stellt: Teste ich die Kamera und das Objektiv jetzt erstmal als Bundle? So, wie ich die beiden erhalten habe? Bevor ich das Objektiv auf der Carena teste? Was für eine dumme Frage! Natürlich teste ich erstmal die Kamera! ;-)


Da trifft es sich ganz gut, dass wir heute zum Siegwasserfall wollten, da habe ich auch gleich ein paar Motive gefunden, die ich auf den Foma-Film bannen konnte, den ich sofort mal eingelegt habe. Wie immer bei den Kameras dieses Semesters will der sich da drin erstmal nicht wirklich gut aufwickeln und ist mir wieder von der Spule gesprungen, sodass der die ersten 5 Testbilder mal wieder im Nirvana gelandet sind, bevor ich gemerkt habe, dass sich der Rückspulknopf nicht mit dreht.

Nachdem ich dieses kleine Problem behoben hatte - ich glaube, das liegt hauptsächlich daran, dass der Leader des Foma nicht mehr so abgerundet ist, wie das früher bei Filmen der Fall war und sich deswegen nicht richtig hinter dem grauen Plastikdings einhakt -, habe ich jetzt schon ungefähr die Hälfte vom Film verballert. (Zusätzlich habe ich die Chinon dabei, da liegt noch immer der Farbfilm vom Trekdinner drin, der muss jetzt auch mal voll werden, dass ich den morgen in die Entwicklung geben kann. Also gar keine Digitalbilder heute, außer eine Hand voll vom Handy! ;-))


Von der Bedienung her liegt die Kamera ganz gut in der Hand. Sie ist ein bisschen schwer, aber das liegt daran, dass damals, in den 1970ern, halt noch viel Metall und wenig Plastik verwendet wurde. Das trifft sich gut, denn ich habe das gute Stück eben auch gleich mal aus meiner Tasche verloren und außer einem Kratzer im Filtergewinde ist nichts passiert! Glück gehabt!

Vom Design her: Ich liebe ja diese Kameras aus den späten '70ern. Voll Disco! ;-) Nee, eigentlich nicht, aber ich habe immer den Eindruck, dass diese Geräte noch viel wertiger hergestellt wurden, woran sich auch das Design orientiert hat. Das sind noch richtige SLRs, so mit viel Klack, und das sieht man auch gleich. Das Objektiv kommt ebenfalls sehr hübsch daher, mit seinen innen eingravierten Werten und der Seriennummer.

Was nicht so schön ist: Wenn man von der Automatik in den manuellen Modus wechselt, zeigt der Belichtungsmesser nichts an! Das ist ein bisschen dumm, vor Allem, weil sie ohne Batterien trotzdem nicht auslöst. So muss man entweder erst messen, dann überlegen, was man lieber belichten möchte und das dann umständlich einstellen, oder das A auf einen der Über- oder Unterbelilchtungspunkte drehen. Immerhin kann man das in Halbblendenstufen von -2 bis +2 tun und es scheint auch gut zu funktionieren. Wahrscheinlich ist das der Modus, in dem diese Kamera eigentlich betrieben werden soll. Für jemanden wie mich, der auch immer mal wieder manuelle Belichtungen macht, ist es allerdings etwas umständlich, sodass man dann doch meist einfach beim normalen A bleibt.

Das Objektiv jedenfalls mach auch einen sehr soliden Eindruck, so man das denn durch den Sucher betrachtet sagen kann. Es ist relativ schnell mit seinen f/1,7. Der Fokusring aus Vollmetall ist sehr schön gelagert und es macht Spaß, daran zu drehen. Der Blendenring ist leider sehr plastiklastig, scheint aber auch nach 45 Jahren solide genug zu sein, um noch ein paar Filme durchzuhalten.

Fazit: Bin sehr auf die Resultate gespannt. Bis jetzt kann man sich echt nicht beschweren, für ~25 Euro (mit Versand). Ein Schnäppchen!

Olympus OM-2 Spot/Program

Ei, was haben wir denn da? Eine Neuerwerbung vom Flohmarkt! Und zwar handelt es sich um eine sehr gute erhaltene Olympus OM-2 Spot/Program. Brauche ich die? Nicht wirklich: Für meine OM-Objektive habe ich ja R's alte OM-10. Aber die kann keinen manuellen Modus, der in manchen Belichtungssituationen schon ganz praktisch sein kann, sondern nur den Zeitautomatik-Mudus. Der ist zwar nicht schlecht, aber eben nicht perfekt, besonders wenn viel Licht von vorne kommt.

Deswegen hatte ich schon länger eine OM-2 auf der Beobachtungsliste. Warum gerade die? Die OM-1 wäre eher Retro, denn die ist voll mechanisch, kann somit also nur manuell belichten. Das ist im Allgemeinen zwar genau das, was ich möchte, hat aber den Nachteil, dass sie - nach meinem Wissen - Quecksilberbatterien braucht und mit Alkalis nicht glücklich wird. Mein eigentliches Ziel wäre allerdings eine "echte" OM-2 (ohne Zusätze in der Bezeichnung) gewesen, da diese immerhin vom Ende der 1970er datieren. Die Spot/Program (oder auch SP) ist nämlich eigentlich gar keine echte OM-2, sondern basiert auf dem OM-4-Body, ist also bereits aus den frühen 1980ern. Sie hat allerdings den großen Vorteil, dass sie im manuellen Modus eine echte Spotmessung beherrscht. Genau das, was ich brauche, wenn ich manuell belichten will. Im Automatik (Zeit- und Programm-Modus) verwendet sie - soweit ich weiß - eine ähnliche Integral-Messung wie die OM-10, die das im Allgemeinen sehr gut hin bekommt. Hinterm Spiegel ist auf dem Vorhang jedenfalls das typische OM-Muster zu sehen.


Wie man in den Beauty Shots sehen kann, ist die etwas klobiger als die OM-10. Da ist doch ein bisschen mehr Technik drin. Olympus-typisch ist die Belichtungszeit an einem weiteren, in die Kamera integrierten Ring am Objektivanschluss einzustellen. Hier kann man - nach dem Drücken der entsprechenden Taste unten links - auch auf die vollmechanischen 1/60s und Bulb wechseln. Für diese 1/60s braucht man keine Batterien, ist also dafür gedacht, wenn man keinen Strom mehr hat. Mit dem 50mm, das nur bis f/16 geht, könnte man hier mit Sunny Sixteen aber bereits Probleme bekommen, wenn man ins helle Sonnenlicht hinein fotografieren möchte. Ich drehe die immer in diese Position, wenn ich sie ausschalten will, denn einen echten Ausschalter hat sie leider nicht. Muss mich drauf verlassen, dass der Belichtungsmesser tatsächlich nach 120s ausgeht, wie in der Anleitung steht.

Als Objektiv habe ich hier mal das 50mm f/1.8 Zuiko drauf gedreht. Leider kam dieser Body ohne Objektiv, das hatte der Verkäufer wohl schon anderweitig verscherbelt. Verständlich, denn die Zuikos, die ich bisher gesehen habe, sind allesamt richtig knackig scharf und machen tolle Fotos. Außerdem sind sie relativ gut an moderne (spiegellose) Kameras adaptierbar, soweit ich das im Internet gesehen habe.


Von oben kann man gut erkennen, wie sich die wichtigsten Einstellmöglichkeiten verteilen: Links haben wir den Schalter für die verschiedenen Modi - im Programm-Modus dreht man die Blende auf den größtmöglichen Wert, also z.B. f/16, und die Kamera macht alles automatisch. Im Auto-Modus wird ganz klassisch die passende Zeit zur vorgewählten Blende eingespielt. Und schließlich gibt es den oben beschriebenen Manual/Spot-Modus. Wenn man den Hebel ganz nach oben dreht, piept die Kamera und man weiß, die Batterien sind noch OK.

Auf der anderen Seite findet sich die Filmempfindlichkeitseinstellung. Für eine Kamera aus den 1980ern ist es schon fast ungewöhnlich, dass sie noch keine DX-Kodierung lesen kann, aber dafür wäre wohl mehr Technik erforderlich gewesen, und es handelt sich hier schließlich doch nur um eine Detailverbesserung der bewährten 1970er-Technik. Wie man sehen kann, ist eine Unter- oder Überbelichtung um bis zu 2 Stufen sehr fix einstellbar. Dann gibt es noch die R-Taste zum Zurückspulen und den Aufziehhebel. Rechts am Bajonettanschluss findet man noch eine Taste, um die LCD-Anzeige im Sucher zu beleuchten.

Von oben sieht man auch gut, dass die schnellste Zeit nur 1/1000s beträgt. Das war damals schon recht langsam, liegt aber am Verschlussvorhang, der hier als horizontal ablaufender Stoffvorhang ausgeführt ist. Dafür ist er schon sehr schnell, denn viel schneller geht es prinzipbedingt nicht.


Insgesamt liegt die Kamera recht gut in der Hand: Im Gegensatz zur OM-10 ist sie etwas größer und etwas schwerer. Wer also Probleme mit der kleinen Zehner hat, weil er zu dicke Wurstfinger hat - also so wie ich -, ist hier vielleicht besser bedient. Die sehr leicht gebauten Zuikos passen sehr gut zur Kamera, der Schwerpunkt lieht auch mit dem 135mm noch im Body. Durch das etwas höhere Gewicht verwackelt man auch weniger.

Im Sucher findet sich links eine LCD-Anzeige, die je nach Modus wechselt: Im Programm-Modus findet sich ein PRGM oben als Erinnerung an den Modus und es wird die von der Kamera gewählte Verschlusszeit angegeben. Leider fehlt mir hier, welche Blende dazu gewählt wird, was aber technisch wahrscheinlich gar nicht möglich wäre. Soweit ich weiß, gibt es beim OM-Bajonett keine (mechanische) Möglichkeit die kleinste/größte Blende des angeschlossenen Objektivs zu erfragen, wie ich es bei Nikon-F-AI gewohnt bin. Die Kamera kann also nur mit relativen Werten rechnen. Ob sie die Brennweite des Objektivs in ihre Rechnung einbezieht, kann ich nicht sagen. Das Handbuch schweigt darüber und ich glaube, dass es auch hierfür keine Rückkopplung zwischen Kamera und Objektiv gibt.

Im Automatik-Modus verschwindet das PROG oben links und man sieht nur noch die von der Kamera gewählte Verschlusszeit. Die Blende stellt man wie gewohnt am Objektiv ein. Bei Olympus ist der Blendenring immer ganz vorne am Objektiv, was mich immer wieder total verwirrt. ;-) Wie man sieht, gibt es zwischen den vollen Stufen (1s, 1/2s, 1/4s,... , 1/250s, 1/500s, 1/1000s) ebenfalls Drittelschritte, die die Kamera auch tatsächlich ausnutzt. Ich nehme an, dass die OM-10 das ebenfalls beherrscht, weshalb die Belichtung mir meist so sehr präzise und ausgewogen erscheint.

Im manuellen Modus schließlich verschwinden die Verschlusszeiten und man bekommt eine Plus-Minus-Skala, mit der man das Bild ausmessen kann. Der innerste Kreis, in dem sich der Schnittbild-Messer befindet, ist der Messbereich der Spotmessung. Damit lassen sich auch relativ kleine Bereiche sehr genau bestimmen.


So, und zuletzt noch ein paar Bilder vom Einsatz. Ich habe direkt am nächsten Tag, nachdem ich alle Funktionen auf Sicht geprüft und für gut befinden habe, einen FOMA 100 eingelegt und los fotografiert. Bisher muss ich sagen: Die Bedienung ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man tatsächlich viel im manuellen Modus fotografieren möchte: Der Ring ist etwas steif und weigert sich meist, sich zu bewegen, wenn man die Kamera nicht extra vom Auge nehmen möchte. Eine Anzeige der gewählten Zeit im Sucher wäre technisch durchaus möglich gewesen - es hätte ja einfach nur die gewählte Zeit der Skala angeschaltet werden müssen -, ist aber nicht implementiert. Das führt dazu, dass ich das gute Stück öfter vom Auge nehmen muss, als mir lieb ist.

Das ist bisher allerdings auch mein größter Kritikpunkt: Die relativ geringe Information, die man aus der doch recht großen LCD-Anzeige erhält. Ansonsten liegt die Kamera - wie bereits gesagt - sehr bequem in der Hand und im Automatikmodus verhält sie sich kaum anders als die OM-10, die ich bisher mit den Olympus-Objektiven verwendet habe. Ich bin daher sehr auf die Resultate gespannt.

Der Verkäufer meinte, dass er die Kamera so gut wie nicht benutzt hätte. Entsprechend gut erhalten sieht sie aus: Bis auf etwas abgeplatzten Lack am Notizenhalter auf der Rückseite hat sie keine Kratzer oder Macken. Mechanisch läuft sie, als käme sie gerade aus der Fabrik. Der Verschluss ist so sanft und leise, dass man ihn kaum hört. Der Spiegelanschlag ist lauter. Als erstes Fazit lässt sich also festhalten, dass ich mich nicht verkauft habe! Schönes Teil. Mehr, wenn der Film entwickelt ist. ;-)

Porst CR-5 Computer mit Porst Color Reflex 1:1.6/50mm

Was macht man als Foto-Nerd auf einem Flohmarkt? Man guckt sich alte Kameras an. Was macht man als willensschwacher Foto-Nerd auf einem Flohmarkt, wenn der Verkäufer immer tiefer mit dem Preis geht, immer immer tiefer? War ja schon fast peinlich!

Habe dann jedenfalls diese wunderschöne, relativ saubere und gut erhaltene Porst CR-5 Computer mitgenommen, die auch gleich noch ein passendes Porst Color Reflex 1:1.6/50mm mitgebracht hat. Ziemlich lichtstarkes Ding, weshalb ich mich am Ende habe doch noch breitschlagen lassen. Außerdem war der passende Frontdeckel noch vorhanden, weshalb die vordere Linse auch perfekt erhalten ist. Erstaunlich für ein Stück aus der Flohmarkt-Grabbelkiste. Von hinten ist es auch extrem sauber, da es wohl praktisch immer auf die Kamera geschraubt war. Nach ein paar mal hin und her schrauben ist auch der Fokusring wieder einigermaßen leichtgängig. Einzig und alleine sind die Blenden-Lamellen etwas träge beim Öffnen; schließen tun sie jedoch einwandfrei und schnell genug, dass es wohl auch ohne Eingriff erstmal funktionieren wird. Mal sehen.


Die Kamera selber ist wohl baugleich zu einer Fujica AX-3, was auch erklären würde, weshalb sie ein Fujica X Bajonett besitzt. Cool, noch ein Anschluss, den ich noch nicht in der Sammlung hatte. ;-) Angetrieben wird sie von einer Ucar 544 - die allerdings leer ist. Mit vier LR44 und einem Stück Alufolie als "Adapter" habe ich sie dann aber trotzdem ans Laufen bekommen: Der Belichtungsmesser funktioniert einwandfrei, der Verschluss löst aus und die Zeiten scheinen plausibel. Da die komplett elektronisch gesteuert ist - daher das "Computer" im Namen -, hatte ich auch nichts anderes erwartet. Leider bedeutet das auch, dass sie auch im manuellen Modus nicht ohne Batterie arbeiten möchte. Zum Glück läuft sie aber auch mit relativ günstigen 4LR44, die man auch heute noch kaufen kann. Beim nächsten Drogerie-Besuch werde ich mal direkt mal gucken, ob ich eine für einen angemessenen Betrag bekomme.

Ich nehme übrigens an, dass das Objektiv eigentlich auch eine Fujinon ist; in der Betriebsanleitung der Fujica sind zwei X-Fujinon (X-Fujinon 1:1.6 f=50 mm DM, 6 Linsen in 6 Gruppen) aufgelistet, eins davon mit dem Zusatz EBC. Welches jetzt tatsächlich das gleiche wie dieses mit Porst-Branding ist, weiß ich natürlich nicht, aber eins von beiden erscheint mir logisch.


Bevor ich einen Film durch die Kamera jage, muss ich allerdings mal sehen, ob ich neue Lichtdichtungen einbauen muss. Rund um die Rückwand sind die ein bisschen bröselig. Jetzt nicht so, dass sie komplett zerfallen würden, aber halt auch nicht mehr einwandfrei. Das gleiche gilt für den Spiegelanschlag: Auch hier ist der Schwamm ein bisschen matschig, aber nicht so, dass er total auseinander fallen würde. Geht also fürs Erste noch. Kommt wahrscheinlich davon, dass das gute Stück dann doch schon ein paar mal auf einen Flohmarkt geschleppt worden ist.

Aber ansonsten eine ziemlich spannende Kamera: Belichtungszeiten von 2 Sekunden bis 1/1000s, plus Bulb. Die elektronische Steuerung ist wohl in der Lage, auch Werte zwischen den eigentlichen Blendenstufen zu belichten, aber angezeigt werden im Sucher nur die "normalen" ganzen Stufen. Zusätzlich kann sie auch einen Auto Exposure Modus, zur gewählten Blende wird automatisch die passende Zeit eingesteuert. Außerdem gibt es noch eine AEL-Einstellung (Auto Exposure Lock), aber was die ganz genau macht, habe ich noch nicht so ganz kapiert. Die Anleitung ist ein bisschen zweideutig. So, wie ich das verstehe, muss man zielen, den Auslöser halb drücken, dann den Bildausschnitt wählen und auslösen. Klingt richtig, aber wer weiß.


Die Belichtungsmessung funktioniert mit Filmen von ISO 12 - 3200, außerdem kann man manuell noch +/-2 Blenden Über- oder Unterbelichtung einstellen, also ziemlich Standard. Effektiv kann man also auch 6400er oder 12800er Filme nutzen, wenn ich das richtig verstehe. Nicht, dass es sowas noch geben würde.

Witzig ist auch der kleine Hebel neben dem Okular, mit dem man einen kleine Abdeckscheibe hoch schieben kann. So spart man sich eine zusätzliche Okular-Abdeckung für Selbstauslöser-Bilder. Ansonsten kann man noch Doppelbelichtungen machen, indem man den R-Knopf drückt, also die Filmführungslochung aushakt, während man den Spannhebel zieht. Und sie besitzt eine Abblendtaste, die ich ja bei den meisten Kameras dieser Generation immer vermisse.

Fazit: Für 20 Euro habe ich hier also zwar nicht unbedingt ein Schnäppchen gemacht, aber immerhin auch keinen Griff in den Abfalleimer getan. Werde also demnächst mal wieder einen der guten alten Foma 100 da einlegen und testen, was am Ende raus kommt. Außerdem sieht das gute Stück, nachdem ich es geputzt habe, auch richtig schick aus.